Hamburg, 07.06.2017. Schon in der Eröffnungsrede machte der Mühlenchemie-Gesellschafter Volkmar Wywiol deutlich, was die 350 Wissenschaftler und Praktiker aus 54 Ländern beim Global Miller’s Symposium erwarten dürfen: Um nichts weniger, als um die aktuellen Herausforderungen, die die Verarbeiter eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel der Welt, Weizen, zu meistern haben. Die Veranstaltung hatten die International Association for Cereal Science and Technology (ICC) und die Spezialisten für Mehlverbesserung und Mehlanreicherung Mühlenchemie in Hamburg (Deutschland) organisiert. „Nur durch Austausch und Know-how Transfer lassen sich die anstehenden Aufgaben an die künftige Ernährung der Welt meistern“, gab Wywiol das Motto der zwei informativen Tage vor.
Insgesamt 35 Fachvorträge von Wissenschaftlern, Ökonomen, Praktikern und Repräsentanten öffentlicher Einrichtungen vermittelten den Teilnehmern wertvolle Impulse. Darunter waren hochkarätige Experten wie Vito Martielli (Analyst Grains & Oilseeds, Rabobank RaboResearch Food & Agribusiness), Bernard Valluis (President European Flour Miller Association), Hans-Joachim Braun (Direktor des Global Wheat Program & CRP WHEAT), Drew Lerner (President World Weather Inc.), Fred Brouns (Maastricht University & Brouns Health Food Consulting) oder Scott Montgomery (Director Food Fortification Initiative).
Rohstoffe im Wandel
Gegenstand des ersten großen Themenblockes auf dem Symposium war die große Dynamik bei der Rohstoffsituation, der sich Mühlen stellen müssen. Maßgebliche Treiber dieser Entwicklungen sind das Wachstum der Weltbevölkerung, ein steigender Wohlstand in Schwellenländern, eine zunehmende Urbanisierung und der Klimawandel Wandel des Klimas. Es wurde deutlich, dass sich die Herkunfts- und Zielregionen von Weizen stets verschieben. Gegenwärtig ist ein starker Import von Weizen in Sub-Sahara-Regionen und Südost-Asien zu verzeichnen, Staaten um das Schwarze Meer hingegen exportieren verstärkt Weizen. Thematisiert wurde in diesem Zusammenhang, welche Möglichkeiten die Erhöhung der Produktivität, das Erschließen neuer Anbauregionen oder die regulativen Ansätze der Rohstoffmärkte bieten.
Gesundheitsbewusstsein als Ernährungstrend
Welche Ernährungstrends und -wünsche der Konsumenten heute und morgen wichtiger werden, wurde in den folgenden Sessions behandelt. Hier besteht ein Spannungsfeld zwischen regionalen, traditionellen Brot- und Teigwaren sowie Produkten, die mittlerweile rund um den Globus verzehrt werden. Beides muss heute von einer Mühle bedient werden. Hinzu kommen Lifestyle-Themen, die durch steigenden Wohlstand und auch Urbanisierung in westlichen Ländern und Schwellenstaaten ausgelöst werden. Produkte mit einem Gesundheitsversprechen werden in Zukunft immer wichtiger. Dabei wurde auch deutlich, dass bestimmten Ernährungstrends eher mediale und Marketing-Hypes zugrunde liegen, diese aber jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehren. So müssen sich Mühlen mit Vorurteilen gegenüber Weizen und Gluten auseinandersetzen, obwohl vergleichsweise wenige Menschen tatsächlich von Allergien und Unverträglichkeiten diesen gegenüber betroffen sind.
Bedeutung angereicherter Lebensmittel
Die Mühlenindustrie kann und muss eine steigende Weltbevölkerung aber nicht nur satt machen. Für die meisten Menschen sind Brot, Kekse & Cracker, Pasta & Pizza Grundnahrungsmittel. Mit der Anreicherung von Mehlen übernehmen Mühlen eine besondere Verantwortung für die Vermeidung von Unterernährung und Krankheiten vor allem in Entwicklungsländern aber auch in Industrienationen. Warum mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Lebensmittel ein effizientes Mittel zur Bereitstellung zusätzlicher Nährstoffe darstellen und welche Fortschritte in den letzten Jahren auf dem Gebiet erzielt wurden, war Gegenstand eines weiteren Themenblocks.
Lösungen für Müller
Am zweiten Tag standen technische Vorträge auf der Agenda, bei denen die Müller für ihre tägliche Arbeit praktische Lösungen und Innovationen zur Qualitätsverbesserung und Anreicherung von Mehl finden konnten. Einen roten Faden bildete die Frage, wie sich die wandelnden Rahmenbedingungen mit einer wachsenden Verantwortung und gleichzeitig Wettbewerbsfähigkeit für die Unternehmen in Einklang bringen lassen.
Dialog stärkt eine ganze Branche
„Bei der Planung des Symposiums war es unser Ziel, Fragen der täglichen Arbeit mit den großen Entwicklungen des Marktes zu verknüpfen. Die Teilnehmer aus 54 Ländern haben uns gezeigt, dass die Herausforderungen der Branche nur im internationalen Netzwerk zu lösen sind. Mit dem Symposium konnten wir dafür einen wichtigen Impuls geben“, sagte Michaela Pichler, Geschäftsführerin des ICC, im Anschluss an die zwei Tage geballter Wissensvermittlung.
Auch Lennart Kutschinski, Geschäftsführer der Mühlenchemie und Mitinitiator des Symposiums, zeigte sich mit dem Treffen zufrieden: „Neben dem fachlichen Programm war es uns auch ein wichtiges Anliegen, den Müllern in den Gesprächen und Diskussionen zwischen den Vorträgen und auch bei den Abendveranstaltungen ein Forum zu geben, um Erfahrungen und Wissen zu tauschen und voneinander zu lernen. Obwohl sie alle Unternehmer sind und auch im Wettbewerb stehen, sind die Müller der Welt eine Familie. Das hat man in Hamburg wieder gespürt.“